Offener Brief: Haltung des Flughafenverbandes zu Streik ist unerträglich

Am 14. Januar veröffentlichte der Flughafenverband ADV e.V. eine Pressemitteilung, in der er der Gewerkschaft ver.di Rücksichtslosigkeit und unverhältnismäßiges Verhalten vorwirft. Die Streiks des Sicherheitspersonals seien ein „exorbitanter Exzess“. In einem offenen Brief habe ich dieser Darstellung klar widersprochen:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Pressemitteilung Nr. 02/2019 vom 14. Januar 2019 ist eigentlich nur ärgerlich. Sie müssten doch wissen, welche unerträglichen Zustände inzwischen an vielen deutschen Flughäfen herrschen. Oft dauert die Gepäckabfertigung nach einer Landung länger als der Flug. Die Wartezeiten bei den Sicherheitschecks belasten Passagiere und Personal. Verspätungen und Flugausfälle häufen sich. Dies alles sind Ergebnisse von Ausgliederungen von Firmenteilen wie der Passagierabfertigung, schlechte Bezahlung der Mitarbeitenden, Stress durch zu wenig Personal und mieses Arbeitsklima. Das Chaos an deutschen Flughäfen diskreditiert mittlerweile den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Sicher sind nicht für alle Missstände die Flughäfen selbst verantwortlich. Aber dass Sie sich vollkommen unreflektiert zu den Streiks von ver.di äußern, sie als „exorbitanten Exzess“ bezeichnen, stellt die Dinge auf den Kopf. Es sind die exorbitanten Sparexzesse zulasten von Mitarbeitenden und Passagieren, die an deutschen Flughäfen durchgesetzt wurden.

Dass jetzt das Sicherheitspersonal mit seiner Gewerkschaft ver.di für angemessene Löhne streikt, ist Folge der von den Arbeitgebern geschaffenen Bedingungen an den Flughäfen. Der Streik dient insofern zur Wiederherstellung vernünftiger Bedingungen auch für die Passagiere. Motiviertes, gut bezahltes Personal, das in ausreichendem Maße zur Bewältigung der Sicherheitskontrollen beschäftigt wird, ist im Interesse der Fluggäste. Also kann der Streik dazu beitragen, die bereits erlittenen Imageverluste der deutschen Flughäfen auszugleichen.

Sie erwecken den Eindruck, als wäre der Streik vollkommen willkürlich und unangemessen. Doch nicht ver.di nimmt die Passagiere als Geiseln, wie Sie behaupten. Es sind die Arbeitgeber, die diesen Streik provoziert haben und nun versuchen, die Fluggäste gegen die Beschäftigten an den Flughäfen zu instrumentalisieren.

Diese Klarstellung scheint mir aufgrund Ihrer Presseerklärung dringend angebracht.

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Ernst“

Offener Brief an ADV zum Download

Pressemitteilung des Flughafenverbandes ADV