Laut Angaben der Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ werden tausende Lehrerinnen und Lehrer über die Sommerferien in die Arbeitslosigkeit entlassen. Viele nicht verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer hangeln sich über Jahre hinweg von einem befristeten Vertrag zu anderen. Zwar hatte das Bundesarbeitsgerichts 2012 geurteilt, dass Kettenbefristungen ohne Sachgrund rechtsmissbräuchlich sind. Auf die Arbeitslosigkeit vieler Lehrkräfte über die Sommermonate hat sich diese Entscheidung kaum ausgewirkt. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage.
Dass viele Lehrerinnen und Lehrer die Sommerferien Arbeitslosengeld beziehen müssen, ist eine Riesensauerei! Die Zahlen der Arbeitsagentur sind nur die Spitze des Eisbergs. Es ist unerträglich, dass einige Bundesländer ihre Haushalte auf Kosten von nicht-verbeamteten Lehrkräften entlasten. Da wird tausenden Lehrerinnen und Lehrern jedes Jahr eine feste Anstellung vorenthalten, nur um für ein paar Wochen Gehälter zu sparen! Dabei ist Lehrberuf ohnehin in besonders hohem Maße mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz verbunden. Für gute Bildung brauchen wir motivierte Lehrerkräfte – das geht nur mit sicheren Arbeitsplätzen und guten Löhnen im Bildungsbereich. so Klaus Ernst, stellvertretender Fraktionsvorsitzender DIE LINKE.
Pünktlich zu Beginn der Sommerferien steigen die Zahlen von arbeitslosen und arbeitssuchenden Lehrkräften sprunghaft an. Dieser Trend ist seit Jahren ungebrochen. Die Spitzenwerte der einzelnen Länder korrelieren punktgenau mit dem Beginn der jeweiligen Schulferien. Die Abgänge in Arbeitslosigkeit aus dem ersten Arbeitsmarkt erreichen ihre Höchstwerte zu Beginn der Sommerferien, während die Höchstwerte der Zugänge aus Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt exakt mit dem Ende der Sommerferien korrelieren.
Überproportional stärker steigen die Werte im Sommer bei der Altersgruppe der 25-34 Jährigen und bei den Frauen an. Im August 2014 gab es fünfmal so viele Zugänge in Arbeitslosigkeit von Lehrkräften wie im Jahresdurchschnitt.
Kleine Anfrage „Arbeitslosigkeit von Lehrern“ BT-Drs. 18/5359 und Antwort der Bundesregierung
Ergebnisse im Einzelnen:
- Pünktlich zu Beginn der Sommerferien steigen die Arbeitslosenzahlen von Lehrkräften sprunghaft an. Dieser Trend ist seit Jahren ungebrochen. Die Spitzenwerte der Länder korrelieren punktgenau mit dem Beginn der Schulferien in eben diesen Länder. (vgl. Antwort auf Frage 1, siehe auch Schaubilder 1)
- Der Bestand der arbeitssuchenden Lehrkräfte weist einen ähnlichen Trend auf. Allerdings ist der Anstieg der Werte flacher und beginnt bereits drei Monate vor Beginn der Schulferien. Die absoluten Zahlen der Arbeitssuchenden Lehrkräfte sind höher als die der tatsächlich Arbeitslosen. Im August 2014 waren 17.440 Lehrerinnen und Lehrer arbeitssuchend und 11.144 arbeitslos gemeldet. (vgl. Antwort auf Frage 1 und 2)
- Die Altersgruppe der 25-34 Jährigen stellt zahlenmäßig sowohl die größte Gruppe der arbeitslosen als auch der arbeitssuchenden Lehrkräfte dar und verzeichnet im Vergleich zu den anderen Altersgruppen einen überproportional starken Anstieg in den Sommermonaten. (vgl. Antwort auf Frage 1 und 2)
- Die Zahl der arbeitslosen als auch der arbeitssuchenden weiblichen Lehrkräfte steigt während der Sommermonate überproportional stärker gegenüber den Zahlen der männlichen Lehrkräfte an. (vgl. Antwort auf Frage 1 und 2, siehe auch Schaubild 2)
- 4764 Lehrkräfte waren im August 2014 als Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt registriert. Das entspricht dem Fünffachen (502%) des gesamten Jahresmittels (August mit eingerechnet), bzw. nahezu das Achtfache (791%) des Jahresdurchschnitts der übrigen Monate (ohne August). Im Vergleich zum Juni 2014 haben sich die Zugänge in Arbeitslosenzahlen von Lehrkräften im August 2014 verachtzehnfacht (1798%). (vgl. Antwort auf Frage 4)
- Spitzenreiter 2014 waren die Länder Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und Bayern
- Die Abgänge in Arbeitslosigkeit aus dem ersten Arbeitsmarkt erreichen ihre Höchstwerte zu Beginn der Sommerferien, während die Höchstwerte der Zugänge aus Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt exakt mit dem Ende der Sommerferien korrelieren. (vgl. Antwort auf Frage 4 und 5, siehe auch Schaubilder 3 und 4)
- Die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Arbeitsstellen schwankten 2014 zwischen 602 Stellen im Oktober und 1034 Stellen im Juni. (Vgl. Antwort auf Frage 3)