Die Antwort der Bundesregierung auf zwei Schriftliche Fragen von mir zeigt:
Am Arbeitsmarkt herrscht ein starkes Lohngefälle zwischen einzelnen Arbeitnehmergruppen. Frauen verdienen elf Prozent weniger als Männer, befristet Beschäftigte 22 Prozent weniger als unbefristete. Der Niedriglohnsektor wächst. Im Osten arbeitet fast die Hälfte der Arbeitnehmer (41 Prozent) für einen Niedriglohn. Der Anteil am Hochlohnbereich fällt im Osten mit 6,4 Prozent gegenüber dem Westen mit 22,1 Prozent bescheiden aus. Im Westen steigt der Niedriglohnsektor kontinuierlich an.
Die Spaltung am Arbeitsmarkt ist Besorgnis erregend, denn sie verfestigt sich auch in Zeiten wirtschaftlicher Prosperität. Während die Wirtschaft floriert und die Gewinne sprudeln, klebt ein wachsender Teil der Beschäftigten im Niedriglohnsektor fest. Die extrem ungleiche Bezahlung zwischen Ost und West ist ein völlig inakzeptabler Zustand. Atypische und prekäre Beschäftigung ist ein Preiskiller für die Arbeitskraft, was besonders Frauen trifft. Wir brauchen dringend eine Re-Regulierung des Arbeitsmarktes und ein Zurück zum Normalarbeitsverhältnis.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Der mittlere Stundenlohn liegt im Westen bei 17,63, im Osten bei 12,80 Euro, also knapp 28 Prozent niedriger. Frauen verdienen im Westen im Mittel 16,12 Euro pro Stunde, im Osten sind es mit 13,27 Euro 18 Prozent weniger.
Befristet Beschäftigte verdienen knapp 22 Prozent weniger als Unbefristete
Die Lohnunterschiede zwischen befristet und unbefristet Beschäftigten sind gravierend: im Jahr 2014 hatten unbefristet Beschäftigte einen mittleren Bruttostundenlohn von 17,42 Euro, mit Befristung lag der mittlere Stundenlohn bei 13,54 Euro, eine Differenz von gut 22 Prozent. Im Westen zeigt sich eine ähnliche Verteilung: befristet 13,84 Euro, unbefristet 18,18 Euro pro Stunde, also eine Differenz von 23 Prozent.
Im Osten dagegen sind die Stundensätze insgesamt erheblich niedriger, die Spreizung zwischen befristeten und unbefristeten Stellen fällt daher weniger ins Gewicht: befristet 11,33 Euro, unbefristet 13 Euro pro Stunde im Mittel – eine Differenz von 13 Prozent.
Niedriglohnsektor wächst
Mussten 2001 noch 12,3 Prozent der Arbeitnehmer in Industrie und Dienstleistung für einen Niedriglohn arbeiten, so waren es 2014 bereits 16,7 Prozent. Der Anteil der Niedriglöhner im Westen stieg beständig von 8,8% im Jahr 2001 auf 13,1% 2014.
Der Anteil der Niedriglohnempfänger, derjenigen also, die ein Gehalt von weniger als zwei Dritteln des mittleren Einkommens beziehen, lag im Osten der Republik (ohne Berlin) bei 41,2%. 2004 waren es 40,3 Prozent. Allerdings geht der Anteil im Osten zurück: 2010 waren es noch 44,9 Prozent Niedriglohnbezieher.
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Schriftliche Fragen und Antworten der Bundesregierung, 09/2016 herunterladen